Die „Machbarschaft Bredstedt und Umgebung“ ist ein Netzwerk von Hilfesuchenden – und -gebenden / Tauschprinzip folgt einem Punktesystem
Rasen kalken und vertikutieren, Malerarbeiten, Räder reparieren, kleine Reparaturen in und ums Haus – das und mehr bietet die Machbarschaft Bredstedt und Umgebung. Backen, Unterstützung bei Familienfesten, Tauschen von Pflanzen wie Walnuss- oder Quitten-Bäume. „Wir haben auch schon Holz geholt, geworfen und gestapelt“, sagt Mali Schumann. Es handelt sich um eine private Nachbarschaftshilfe- und Tauschring-Initiative für Dienstleistungen rund um Bredstedt. Momentan bilden etwa 15 Teilnehmer ein Netzwerk von Hilfesuchenden und -gebenden. Im Mittelpunkt steht der Austausch und das Miteinander von Dienstleistungen und Gemeinsamkeiten.
„Wir sind der nordfriesische Landgang“, witzeln die neun Teilnehmer des Stammtisches, der einmal im Monat im Café der Awo Bredstedt stattfindet. Hier wird gequatscht, sich ausgetauscht, neue Gemeinsamkeiten gefunden. In der Vorweihnachtszeit wollen sich einige zum gemeinsam Plätzchen backen treffen. Es geht um eine gemeinsame Tätigkeit, aber auch darum, diese nicht allein zu machen.
„Wir sollten Karten spielen“, wirft jemand in die Runde. Gleich springen drei Leute drauf an. Es wird ein erster Termin einer Doppelkopf-Runde festgelegt. „Wir sitzen hier zusammen, und immer wieder kommen neue Ideen auf“, sagt Mali Schumann. „Ich denke, keiner hier hätte gedacht, dass er heute Abend eine Doppfelkopf-Runde gründet.“ Es sind oft auch Haushalts-Tipps von früher, die an diesem Tisch ausgetauscht werden.
Hilfsarbeiten werden nach dem Tausch-Punkte-Prinzip abgerechnet. Für 15 Minuten Einsatzzeit bekommt ein Teilnehmer einen Punkt, der Hilfesuchende zahlt einen Punkt. „Dabei unterscheiden wir nicht zwischen den Hilfeleistungen“, so Schumann. Eine Stunde Blätter fegen wird einer Stunde Beratung gleichgesetzt. Der Tausch wird von beiden Tauschpartnern auf einem sogenannten Tausch-Scheck dokumentiert.
„Das Punkte-System senkt die Hemmschwelle zu sagen, ,ich brauche Hilfe’“, ist Ute Petersen überzeugt. Es gebe beim Treff keine Nachbarschaftszwänge. Es werden weniger dauerhafte Aufgaben vergeben. „Wir machen eher das, was gerade ansteht“, erklärt Mali Schumann. Jeder bietet das, was er kann oder was er könnte. Man könne aber auch nein sagen, wenn man keine Zeit oder Lust hat.
Die Idee einer solchen Tauschbörse brachte Mali Schumann von einem Seminar über die Förderung des Ehrenamtes aus Leck mit. Gemeinsam mit Ute Petersen und Jutta Hein baute sie die Machbarschaft auf. Anfangs war es sehr viel Arbeit. Unter anderem mussten eine Homepage aufgebaut und Flyer gedruckt werden. Die Awo unterstützt das Projekt mit der Location für den Stammtisch und der Organisation. Auch die Aktiv-Region, die einmal im Jahr Projekte in der Umgebung unterstützt, begleitete das Projekt. Die Machbarschaft ist kein eingetragener Verein, sondern nur eine lose Zusammenkunft. Das bedeutet, dass hier kein Geld fließt. „Durch die Machbarschaft kennt man sich. Hier lernt man ganz andere, neue Leute kennen“, so Schumann.
Sie selbst brachte zum ersten Treffen ihre kleine Baby-Katze mit. „Es war ein mini Häufchen Kätzchen, ich brauchte jemanden, der sich für eine Woche um sie kümmert“, erinnert sich Schumann. Auch Ute Petersen kam mit einem Anliegen. Sie benötigte kleine Stoff-Säckchen für ihre Arbeit mit Demenzerkrankten: „Ich fülle sie mit Gegenständen, und die Menschen sollen erraten, was dort drinnen steckt.“ Geholfen hat Ulla Petersen, die von sich selbst sagt: „Ich bin hier die Näherin.“ Für andere näht sie Hosen um oder setzt neue Reißverschlüsse ein.
Monatlich trifft sich der Stammtisch immer am dritten Donnerstag (gerade Monate) oder dritten Dienstag (ungerade Monate) im Café der Awo. Das Treffen im Dezember fällt aus, der Stammtisch findet das nächste Mal am 16. Januar statt. Weitere Info unter www.machbarschaft-bredstedt.jimdo.com